Wenn das Schaltzentrum im Hals defekt ist

Wenn das Schaltzentrum im Hals defekt ist

SchilddrüsenunterfunktionDie Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind manchmal denen von psychischen Erkrankungen ähnlich. Doch bei einer Unterfunktion sind die Ursachen organischer Natur, denn wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert, ist die Diagnosestellung nicht leicht. Ist sie erst einmal festgestellt, so ist die Erkrankung in aller Regel sehr gut behandelbar.

Die Schilddrüse wird auch häufig als das innere Kraftwerk des menschlichen Körpers bezeichnet. Die Hormonbildung findet hier statt, welche wichtige Funktionen beim Zellwachstum und dem Stoffwechsel hat. Die Schilddrüse hat die Form eines Schmetterlings und ist maximal 30 Gramm schwer. Bei einer Unterfunktion werden weniger Hormone produziert, als wir eigentlich zum Instandhalten unseres Stoffwechsels benötigen würden. Dieser Zustand macht sich beim Betroffenen dann durch Müdigkeit, Frieren, innerer Unruhe und Weinerlichkeit bemerkbar.

Die Symptome sind häufig nicht klar abgrenzbar

Der Facharzt für Innere Medizin in Münster Herr Dr. Quante sagt: „Es sind häufig sehr unspezifische Symptome“. Die Patienten berichten ihm von wenig Antrieb und verminderter Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus fällt ihnen die Konzentration schwer, sie leiden unter Verstopfungen, brüchigen Fingernägeln oder Haaren.“ Viele Betroffene berichten zudem von depressionsartigen Verstimmungen, sie brechen scheinbar grundlos in Tränen aus und können sich ihren Zustand nicht erklären. „Sie fühlen sich wirklich schlecht“, fährt Quante fort.

Sollte die Symptomatik einige Woche anhalten und sogar noch weitere Symptome hinzukommen, sollte man in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Dieser wird zunächst einmal eine Blutuntersuchung veranlassen, um herauszufinden, ob die Schilddrüse für den gesundheitlich schlechten Zustand verantwortlich ist. Auch andere Ursachen wie etwa ein hoher Stresspegel im Beruf, eine Infektion oder eine Depression, können in Frage kommen.

Stets eine Laboruntersuchung vornehmen

Der Leiter des Schwerpunktes Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen an der Universität in Mainz, Matthias Weber sagt: „Man kann anhand der unspezifischen Beschwerden schon erkennen, dass es schwierig ist, eine Zuordnung zu machen. Man braucht immer eine Blutanalyse.“ Darüber hinaus wird das Organ mittels Ultraschall sehr genau untersucht. Man möchte damit die Größe und Struktur anschauen, um eventuelle Veränderungen beurteilen zu können. Wenn es bereits Auffälligkeiten beim Bluttest gibt, – wie beispielsweise einen erhöhten TSH-Wert, so werden die Werte der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) bestimmt. Dennoch müssen unbedingt andere Ursachen für die Beschwerden kategorisch ausgeschlossen werden. Es besteht sonst die Gefahr, eine Fehlfunktion der Schilddrüse als Ursache festzulegen und es gibt jedoch eine andere oder weitere Ursache.

Die Beschwerden bei einer Unterfunktion sind häufig sehr diffus

Eine 40 Jahre alte Patientin aus Hamburg berichtet, dass ihre Symptome sehr unspezifisch waren. „Anfangs hatte ich vor allem Stimmungsschwankungen, Panikattacken und Ängste.“, berichtet sie. Dabei sei der TSH-Wert bei der Untersuchung nicht auffällig gewesen. Dennoch hat sich das Beschwerdebild immer mehr  verschlimmert. Frau Burmeister schlief mehr als üblich, war nicht mehr in der Lage ihrer Arbeit nachzugehen und ließ sich aus Verzweiflung in eine Psychiatrie einweisen.

Ganze sieben lange Jahre später machte die Hausärztin einen Schilddrüsenultraschall. Auslöser war hier ein erhöhter, aber sich noch im Normbereich befindlicher TSH-Wert. Im Rahmen dessen stellte sich heraus, dass die Schilddrüse nur noch eine Größe von sechs Millimetern aufwies, viel zu klein. Die Diagnose lautete: „Schilddrüsenunterfunktion in Folge des Hashimoto-Thyreoiditis“. Der japanische Arzt Hakaru Hashimoto hat diese Erkrankung erstmals 1912 beschrieben.

L-Thyroxin wird als Tabletten verabreicht

Eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen bei uns Menschen ist diese Erkrankung der Schilddrüse. Herr Weber, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie sagt: „Dabei wird das Schilddrüsengewebe zerstört und die Schilddrüse inaktiviert – bis zum kompletten Funktionsausfall.“ Die Autoimmunerkrankung ist der Grund Nummer eins, warum die Hormonproduktion der Schilddrüse herunterfährt oder gar einstellt. Eine weitere Ursache einer Unterproduktion kann laut Dr. Quante die Folge einer Lithiumtherapie bei psychischen Krankheiten sein. Auch wenn sich ein Betroffener aufgrund einer Krebserkrankung einer Schilddrüsenoperation unterziehen musste, wird häufig eine L-Thyroxin-Gabe in Form von Tabletten notwendig.

Tabletten müssen ein Leben lang eingenommen werden

Meistens müssen die Tabletten ein Leben lang eingenommen werden. Genau aus diesem Grund ist die korrekte und zweifelsfreie Diagnosestellung „Schilddrüsenunterfunktion“ auch essentiell. Sollten die Blutuntersuchungen keine hinreichenden Ergebnisse liefern, um den Verdacht zu erhärten, so ist das Aufsuchen eines erfahrenen Endokrinologen unabdingbar. Ist die Diagnose sicher, so sollte umgehend mit einer maßgeschneiderten Therapie begonnen werden, um weitere belastende Symptome für den Betroffenen zu lindern. Wird die Schilddrüsenfunktion nicht behandelt, so drohen Ausfälle von wichtigen Prozessen, bis hin zum kompletten Systemausfall.

Die betroffene Hamburgerin Alexandra Burmeister rät dazu, sich einer Selbsthilfegruppe in der Nähe zu suchen und sich dieser anzuschließen. Diese Betroffenen dort liefern häufig wertvolle Tipps und Adressen von Ärzten, mit einem hohen Erfahrungsschatz.