Schilddrüsenunterfunktion – Ursachen

1. Primäre Schilddrüsenunterfunktion
2. Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion
3. Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüsenunterfunktion ist ein angeborener oder erworbener Mangel an Schilddrüsenhormonen. Sie kann mit oder ohne Struma (Kropf) einhergehen. Je nach Schweregrad ist eine Schilddrüsenunterfunktion nicht immer sofort zu diagnostizieren, da viele der Symptome leicht mit normalen körperlichen und seelischen Unannehmlichkeiten wie beispielsweise der Gewichtszunahme verwechselt werden können. Je nach Ursache wird zwischen einer primären, sekundären und tertiären Schilddrüsenunterfunktion unterschieden.

Primäre Schilddrüsenunterfunktion

Die primäre Hypothyreose wird hauptsächlich dadurch hervorgerufen, dass die Schilddrüse nicht ausreichend Sekrete bildet, um den Gesamtorganismus mit den benötigten Hormonen zu versorgen. Primäre Unterfunktionen werden als solche bezeichnet, wenn sie an der Schilddrüse selbst entstehen und ein Defekt der Schilddrüse zu einer Unterfunktion führt. Die primäre Hypothyreose ist mit Abstand die am häufigsten auftretende Form der Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenunterfunktion nach der Geburt – primäre Form kann angeboren sein

Eine primäre Unterfunktion der Schilddrüse kann angeboren sein, von 2500 bis 3500 neugeborenen Babys ist etwa 1 Neugeborenes von dieser Form der Hypothyreose betroffen. Dabei fehlt die Schilddrüse vollständig, ist zu klein ausgeprägt oder die Schilddrüse ist aufgrund einer genetisch bedingten Störung nicht in der Lage, aufgenommenes Iod richtig zu verwerten.

Schwere Behinderungen bei Nichterkennung

Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion, auch congenitale oder connatale Schilddrüsenunterfuktion genannt, kann beim Kind zu schweren Behinderungen führen, wenn sie nicht schon im Mutterleib oder direkt nach der Geburt erkannt und behandelt wird. Das Baby durchläuft in dieser Zeit die wichtigste Phase seiner Entwicklung und das gesamte System seiner Nerven ist äußerst anfällig und empfindlich für Störungen. Kommt es dort zu einer Unterversorgung mit den entsprechenden Hormonen, ist eine Schädigung sehr wahrscheinlich.

Zu wenig Thyroxin-Hormon bei betroffenen Kindern

Eine der Ursachen dafür ist eine Störung bei der Entwicklung des Embryos zu finden, wenn sich gar kein oder zu wenig Schilddrüsengewebe entwickelt hat. Der Grund dafür konnte bisher allerdings noch nicht gefunden werden. Durch einen Bluttest, in dem direkt nach der Geburt Blut aus der Nabelschnur entnommen wird, kann festgestellt werden, ob ein Problem mit der Schilddrüse vorhanden ist. Das Hormon Thyroxin ist bei betroffenen Kindern weniger als halb so hoch vorhanden, wie bei einem gesunden Säugling. Ansonsten kann das Kind in den ersten Stunden und Tagen absolut unauffällig sein, da es während der Schwangerschaft von der Mutter über die Plazenta mit den notwendigen Hormonen versorgt worden ist. Diese befinden sich noch eine gewisse Zeit nach der Geburt in seinem Blut.

Meist wird primäre Schilddrüsenunterfunktion erworben

Viel häufiger kommt es jedoch vor, dass eine primäre Schilddrüsenunterfunktion im Laufe des Lebens erworben wird. Die Ursachen liegen dabei meist im Verlust oder in der Zerstörung von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe.

Demnach kann eine primäre Hypothyreose in folgenden Fällen auftreten:

  • Entzündung der Schilddrüse, besonders als Folge einer Autoimmunerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis)
  • nach Schilddrüsenoperation (z.B. Entfernung der Schilddrüse oder aufgrund einer Schilddrüsenüberfunktion)
  • Bestrahlung der Schilddrüse
  • Einnahme von Medikamenten (bspw. wenn diese Einfluss auf die Hormonsynthese der Schilddrüse nehmen oder als Nebenwirkung die Bildung von Schilddrüsenhormonen verringern)
  • Radiojodtherapie
  • Jodmangel

Schilddrüsenunterfunktion durch Radiojodtherapie

Führt eine medizinische Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg, so kann die Radiojodtherapie zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion zum Einsatz kommen. Dabei wird mit Hilfe von radioaktiver Strahlung funktionsfähiges Schilddrüsengewebe reduziert bzw. zerstört. In seltenen Fällen kommt es in der Folge zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenunterfunktion durch Jodmangel

Zur Bildung von Hormonen benötigt die Schilddrüse Jodid in ausreichender. Erstaunlicherweise gehört Deutschland nach wie vor zu den Jodmangelgebieten, auch, wenn die Situation innerhalb der letzten Jahrzehnte schon erheblich besser geworden ist. Inzwischen nimmt fast jeder Deutsche 120 μg Jod täglich zu sich. Der durchschnittliche Jodbedarf eines Erwachsenen liegt jedoch bei rund 200 μg pro Tag. Da Jod ein essentielles Spurenelement ist, muss es durch die Nahrung zugeführt werden. Der Körper bildet es nicht selbstständig. Besonders Schwangere und Stillende haben einen deutlich erhöhten Bedarf an Jod, der bei etwa 250 μg pro Tag liegt. Wenn die benötigte Menge nicht durch Nahrung aufgenommen wird, kann nach Absprache mit dem behandelnden Arzt auch eine Gabe von Jodid in Tablettenform erfolgen.

Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion

Die sekundäre Hypothyreose tritt eher selten auf und ihre Ursache liegt außerhalb der Schilddrüse. Sie wird meist durch einen Mangel des Hormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) hervorgerufen. Dieses Hormon wird in der Hirnanhangdrüse produziert und soll die Schilddrüse anregen, die wichtigen Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) zu produzieren. Ein zu hoher TSH-Wert ist ein deutliches Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion, denn es zeigt, dass die Hirnanhangdrüse (Glandulapituitaria) eine zu geringe Konzentration von Schilddrüsenhormonen festgestellt hat und daher beschließt, mehr THS freizusetzen.

Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion

Die tertiäre Hypothyreose ist eine absolute Seltenheit und entsteht durch eine krankhafte Veränderung des Hypothalamus, wie beispielsweise ein Tumor. Wenn im zentralen Nervensystem zu wenig oder gar kein TRH produziert wird, kann der gesamte Kreislauf der Schilddrüsenhormone kollabieren. TRH ist ein sogenanntes Freisetzungs-Hormon, das im Hypothalamus entsteht und dazu dient, das Schilddrüsenhormon TSH zu bilden und auszuschütten, was wiederum zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, da die Schilddrüse dann kein Jod mehr aufnimmt, nicht mehr wächst und keine Hormone mehr produziert.